Ein eher grauer Tag

Als wir heute erwachten, waren die Strassen nass und der Himmel bedeckt. Ganz so, wie der Wetterbericht es versprach. Wir sind trotzdem zeitig aufgestanden, haben um 8 Uhr gefrühstückt und uns gegen 9 Uhr auf den Weg gemacht. Der Weg war von Anfang an sehr schön. Keine geteerte Strasse, wir kamen direkt an den Strand und dann auf dem schönen Weg entlang der Küste. Es war Ebbe, wie jeden Morgen. Die Sonne war durch die Wolken sehr gut zu erkennen. Sooo schlecht fing der Tag nicht an!

In St. Monans suchten wir den ansässigen Mini Market auf. Drinnen ein etwas sehr schmächtiger Jüngling. Aber: Oberarme tätowiert! Hätte ihm nicht jemand sagen sollen, dass das nur dann sexy aussieht, wenn Mann auch etwas zu bieten hat? Vielleicht wartete er noch auf den Wachstum der Muskeln. Schade, habe ich mir das Motiv nicht näher angeschaut. Eine gut gebaute junge Dame könnte etwas andere Formen annehmen, wenn die Oberarme doch irgendwann wachsen…
Nachdem wir mit Sandwich, Apfel und den üblichen Dingen (2 Chipstüten zu je 32,5 Gramm und 4 Milkybars zu je 12,5 Gramm!) versorgt waren, setzten wir die Wanderung fort. Friedlich wars und wir hielten es eher gemütlich.

Um 12 Uhr kamen wir an eine hübsche Hütte, die perfekt für unsere Mittagspause war. Von allen Seiten gedeckt, windgeschützt, tolle Aussicht aufs Meer. Nicht schlecht. Es windete nämlich deutlich stärker als die letzten Tage und ab und an tröpfelte es ein wenig. Nach dem Mittagessen setzten wir unsere Wanderung in Regenjacke fort! Nicht, weil es regnete, sondern weil wir den Windstoppereffekt brauchten und es nicht so aussah, als würde es noch lange trocken bleiben.

Um ca. 13 Uhr trennten sich unsere Wege. Katarina hatte starke Schmerzen im rechten Bein und da wir unsere morgige, letzte Etappe gemeinsam laufen wollten, war eine Schonung sicherlich nicht verkehrt. Katarina testete also den öffentlichen Nahverkehr und ging in Anstruther auf den Bus, während ich meinen Weg alleine fortsetzte.

Nachdem ich 15 Minuten gelaufen war, fielen die ersten Regentropfen. Machte ja nichts, ich hatte eine Regenjacke an. Ich folgte dem gut ausgeschilderten Coastal Path. Irgendwann kam ich an eine kleine Mauer, über die ich klettern musste. Davor war ein Pfeiler mit der Aufschrift „Beware Livestock“. Genau dieses hatte ich Gestern schon auf der Karte gelesen und mich gefragt, was diese „Livestocks“ sind. Irgendwie war mir, als wäre das nichts Gutes…
Nach einiger Zeit regnete es stärker. Ich gönnte meinem Rucksack eine Regenhülle. Der Niederschlag hielt sich aber noch soweit in Grenzen, dass der Wind meine Hose schneller trocknete als der Regen sie nässte. Nur 10 Minuten konnte ich erahnen was diese Livestocks sind. Auf dem nächsten Schild stand „Farm Livestock“. Oha! Der Blick auf den Boden verriet: Kühe! Viele Kühe! Und ich war ganz allein… mutig ging ich weiter und da standen sie, die freundlichen Gesellen. Sie standen dicht zusammengedrängt und starrten mich an. Mutig ging ich schnellen Schrittes weiter.

Ab 14 Uhr schüttete es. Ich zog meine Regenhose an. Inzwischen kamen mir andere Wanderer entgegen. Egal was da noch an „Farm Livestock“ auf mich zukam, man konnte es anscheinend überleben. Es war möglich! Nach wenigen Metern sah ich sie. Sie standen direkt auf dem Weg, den ich gehen musste. Ich war ehrlich gesagt in dem Moment ganz froh, dass Katarina nicht da war. Sie wäre geradeaus weiter gegangen, während ich die feige Variante wählte. Ich ging am Rand der Weide durch Schlamm und hohes Gras, nur um die Kühe zu umgehen. Geschafft, sie hatten mich nicht gesehen. Der Regen war inzwischen so stark, dass meine Schuhe sehr schnell wieder sauber gewaschen waren. 10 Minuten später kam ich um 14.40 Uhr im B&B an und war nicht böse, die nassen Sachen ausziehen zu können. Geschafft!

Heute haben wir das erste Mal die Strecke mittels Tracking App gemessen und festgestellt, dass die Vorgaben im Routenbeschrieb nicht so ganz stimmten. Katarina und ich sind heute gemeinsam 11 km gelaufen, ich alleine dann noch mal 9 km. Das sind nicht 17,6 km, sondern 20. Vermutlich war das die letzten Tage schon so und wir sind viel grössere Sportskanonen, als wir gedacht haben.

Jetzt sitzen wir im Restaurant und warten auf unser Essen. Bier und Cider schmeckt ganz gut. Gleich wechseln wir in den Pub nebenan. Denn: gerade sind 2 Schweizerinnen aufgetaucht. Nicht gerade Grazien und wir möchten sie gerne belauschen… ich glaube, das wird ein lustiger Abend. Wir haben uns noch nicht geoutet. Katarina muss sich einfach ein bisschen bemühen sauberes Hochdeutsch zu sprechen. Dann gehen wir als Norddeutsche durch und die beiden Damen rechnen nicht damit, dass wir sie verstehen. We will see…

Liebe Grüsse und bis Morgen!?

Katarina + Anja

Tag 3 <> Tag 5