Route: Wanderung von Salcombe nach Torcross
Entfernung: 25,2 Kilometer, 731 m aufwärts, 780 m abwärts
Übernachtung: Waverly, Salcombe
Unser 4. Wandertag begann wie immer, mit einem Frühstück um 8 Uhr. Da wir nicht schon wieder wabbeliges Rührei wollten, haben wir heute mal etwas ganz anderes ausprobiert: Egg Benedict! Der Name klingt besser, als das was wir dann bekamen, schmeckte. Ein Egg Benedikt setzt sich zusammen aus einem Bagel unten, darauf liegt ein pochiertes Ei, darauf Schinken und damit es richtig rutscht, eine Ladung Sauce Hollandaise oben drauf! Wer jetzt denkt „Oh, das ist aber mastig“, der irrt nicht. Das Zeug war schon sehr gewöhnungsbedürftig und dass Jede von uns gleich zwei von diesen Dingern auf dem Teller hatte, machte die Sache nicht leichter. Nach einem waren wir eigentlich schon bedient. Aber gut erzogen, lässt man sowas nicht auf dem Teller. Das macht einen schlechten Eindruck. Katarina hat das zweite Teil auch wirklich verputzt. Ich habe es nicht geschafft. Shame on me.
Gegen 9 Uhr bin ich aufgebrochen zur Wanderung – alleine. Katarina hat die Gelegenheit, dass wir zwei Nächte am selben Ort sind, genutzt, um ihren heftigen Schnupfen auszukurieren. Sie hat sich direkt wieder ins Bett gelegt.
Ich bin runter ins Dorf gegangen. Dort habe ich mir im Sandwich-Verkaufs-Laden ein leckeres Sandwich zubereiten lassen. Anschliessend bin ich rüber zum Obst- und Gemüsehändler um mir einen Apfel zu kaufen. Meine Frage nach einem Schokoriegel wurde mit den Worten „im Candy Shop nebenan!“ beantwortet. Also bin ich noch in diesen Laden. Tja, so war das damals wohl immer, als es noch keine Supermärkte gab… Nach diesem mühsamen erjagen meines Mittagessens, bin ich runter zur Fähre gegangen. Nach kurzer Zeit kam das Boot, der Fährmann liess mich einsteigen und brachte mich rüber auf die andere Seite. Meine Wanderung begann also erst um 10 Uhr und pünktlich zum Start, kam auch der Regen. Klasse. Was sollte der Mist? Ok, der Wetterbericht sagte was von Regen. Ich habe mich also gleich in meine Regensachen geworfen und bin losgelaufen. Sehr zeitnah liess der Regen nach und hörte dann ganz auf. Das war toll. Schnell entledigte ich mich meiner Regensachen und lief gleich deutlich entspannter in normaler Wanderhose und Jacke weiter.
Auf dem Weg war ich ziemlich alleine. Vermutlich aufgrund des Wetters, verirrte sich kein anderer Wanderer in diese Region. Ein freundliches Schaf habe ich unterwegs getroffen. Es war ganz alleine, hatte vermutlich den Anschluss an seine Kollegen verloren. Wenn man so alleine durch die Gegend läuft, kommen einem unheimlich viele Dinge in den Kopf. Ich fragte mich plötzlich, ob diejenigen, die gerne ein Schaf im Garten zum Rasenmähen empfehlen, eigentlich wissen wieviel aus so nem Schaf hinten wieder rauskommt? Das ist enorm. Das will niemand in seinem Garten haben.
Der heutige Weg war sehr felsig und steinig. Ich musste einige Mal über grössere Felsen klettern, damit ich dem Weg folgen konnte. Nicht so besonders lustig, wenn das nah an den steil abfallenden Klippen und dem darunter liegenden Meer ist. Ich verschwendete nur einen kurzen Gedanken daran, dass ich hier ganz alleine war und wenn ich hier abstürzte, es wohl niemand bemerken würde. Frohen Schrittes ging ich also weiter. Die Sonne kam raus und bald war der Himmel eher blau als mit Wolken bedeckt. Immer rauf und runter, folgte ich dem wirklich sehr schönen Weg an der Küste entlang. Nach knapp 10 km kam ich am Prawle Point vorbei. Dort oben auf den Klippen steht das Gebäude der Coastguards. Drin sassen 2 alte Männer die mir freundlich zugewunken haben, als ich an ihnen vorbei ging. Das sah sehr lustig aus. Da ich aber wirklich direkt vor denen langlief, mochte ich kein Foto machen. Als nächstes traf ich auf eine Horde Menschen in mehr oder weniger guter Tarnkleidung, die mit Fotoapparaten und Feldstechern Vögel beobachteten. Wisst ihr, wie dämlich es aussieht, wenn 10 Personen gleichzeitig in son Fernglas schauen und das auch noch in dieselbe Richtung?
Langsam überfiel mich der Hunger. Da ich vor kurzen auch noch umgeknickt bin, auf diesem Beinbrecher-Weg, war eine Pause mehr als angebracht. Ausserdem war es schon nach 12 Uhr, ich durfte also Hunger haben. Es dauerte auch gar nicht lange und ich entdeckte sie, die Bank meines Vertrauens. Dort liess ich mich nieder, packte mein Sandwich aus, setzte mich in die Sonne, schaute aufs Meer und lauschte den Wellen – als ich bemerkte, dass ich sogar Schafsch***** auf dem Schuh hatte. Das ging gar nicht! Also musste ich mich doch noch mal kurz erheben, den Schuh im Gras abwischen und erst dann konnte ich meine Mittagspause geniessen. Die Pause war nicht so lang und ich setzte meinen Weg fort.
Der weitere Verlauf der Wanderung war sehr unspektakulär. Landschaftlich wunderschön, aber passiert ist nicht viel. Ich sah viele Schafe, viele Kühe und durch eine Horde Kühe musste ich sogar durch. Oha. Das war nicht leicht. Am besten gefielen mir heute aber die Schafe, die ich danach entdeckte. Die hatten die gleiche Frisur wie ich! Nur in hell. Ich war begeistert!
Nach 19 km war ich ziemlich geschafft und hatte so langsam keine Lust mehr. Mein Ziel war aber immer noch nicht in Sicht. Eigentlich sollten es ja heute nur 20,8 km sein…. Wie schon die letzten Tage, war der Weg auch heute wieder etwas länger. Nach insgesamt 25,2 km kam ich in Torcross an. Das war das Ziel der heutigen Etappe und da wir dort kein B&B gefunden hatten, fuhr ich mit dem organisierten Taxi zurück nach Salcombe. Der Taxifahrer war sehr lustig, obwohl ich es als etwas anstrengend empfunden habe, mit ihm eine halbe Stunde Smalltalk zu halten. Sehr witzig war, als er mir erzählte, dass er knapp 2 Jahre in Minden stationiert war und damals eine Freundin in Osnabrück hatte. So klein ist die Welt. Leider beschränkte sich sein Deutsch auf nur einige wenige Worte.
Um 17 Uhr war ich wieder zurück an unserem B&B, wo Katarina vor der Tür in der Sonne sass. Der Tag ohne Wanderung hat ihr sehr gut getan, sie konnte die Krankheit mit Schlaf bekämpfen und morgen geht es wieder gemeinsam weiter.
Liebe Grüsse und bis Morgen!?
Katarina und Anja
Hike, hike, hurra! Endlich habe ich Euch im weltweitem Netz gefunden!
Was gibt es Schöneres als bei einem Glas Portwein sich auf dem Sofa lümmelnd an Euren Qualen zu ergötzen! (Und am nächsten Tag auszuschlafen!)
Danke für die unterhaltsamen Berichte! Und weiter zu zweit den Gewalten der Natur strotzen!
Und solange ihr noch Fotos macht, kann es nicht soooooo schlimm sein, oder?
Weiter so!