Route: Wanderung von Bigbury-on-Sea nach Salcombe
Entfernung: 22,8 Kilometer
Übernachtung: Waverly, Salcombe
Tag 3 – etwas durchwachsen
Bereits beim Frühstück um 8.20 Uhr, hielt sich die Freude auf den heutigen Wandertag etwas in Grenzen. Die Beine waren noch etwas schwer von dem gestrigen Marsch. Gerne wären wir noch in unserem B&B geblieben. Ich glaube, mit den Inhabern hätten wir in feuchtfröhlicher Runde mit der ein oder anderen Hopfenkaltschale, noch viel Spass haben können. Aber es half ja nichts, wir mussten lostippeln. Wir hatten einen mehr oder weniger strammen Zeitplan. Zwischen 10 und 11 Uhr am Vormittag fuhr die Fähre über den Fluss Avon. Die mussten wir kriegen, komme was wolle. Also brachen wir um kurz nach 9 Uhr auf – wie immer. Der Fluss war nur 2,5 km entfernt und wir nahmen es gemütlich. Um kurz nach 10 Uhr waren wir am „Anleger“. Eigentlich kann man einen Sandhügel von dem aus man den Fährmann auf der anderen Seite rufen und durch wildes Winken auf sich aufmerksam machen soll, nicht wirklich als Anleger bezeichnen. Ich nenne es zum besseren Verständnis trotzdem so. Wir waren auch nicht alleine. Es war schon ein anderer Mann da. Der fuchtelte bereits ausdauernd mit den Armen und schrie aus Leibeskräften Richtung gegenüberliegendem Ufer. Tatsächlich tauchte dort nach einiger Zeit ein Mann auf. Er nahm sein Ruderboot, mit dem er zu einer anderen Nussschale, die vor Anker lag, ruderte. Flott stieg er um und machte sich mit der Nussschale auf den Weg zu uns. Wild gestikulierend zeigte er uns, wo wir hingehen sollen, damit wir in das kleine Boot einsteigen konnten – knapp 100 m weiter Flussaufwärts. Das Einsteigen war eine recht wackelige Angelegenheit. Das Aussteigen ebenso. Wir haben es trotzdem geschafft, trockenen Fusses auf die andere Seite zu kommen.
Nun begann unsere Wanderung erst richtig. Das Wetter war klasse. Es war zwar sehr bedeckt, aber zwischendurch kam immer mal wieder die Sonne durch. Es war deutlich besser, als der Wetterbericht gemeldet hatte. Perfektes Wanderwetter. Am Wetter lag es also nicht, dass unsere Motivation nicht sooooo besonders gross war. Irgendwie waren die Beine heute sehr schwer. Die Schuhe wogen eine Tonne und auch der Rucksack war heute viel schwerer als Gestern. Trotzdem gingen wir mutigen Schrittes weiter. Gegen 12 Uhr waren wir in Hope Cove, wo wir einen kleinen Laden fanden und dort unserer Mittagessen kauften. Mit Entsetzen mussten wir feststellen, dass man in diesem 10 qm grossen Laden nicht nur Einkaufen (Lebensmittel und warme Speisen), Strandtaschen, Schaufeln und Eimer kaufen, seine Post aufgeben und auch Geld abheben konnte, ABER es gab tatsächlich keine Nestle Milky Bars!!! Es ist uns sehr schwer gefallen, statt der gewohnten 25 gr Riegel, 1 Packung Schokokekse, 2 Schokoriegel und 1 Packung Schoko-Buttons zu kaufen! Ihr seht, wie tief der Schock sass? Nach dem Einkauf suchten wir uns eine windgeschützte Bank für unsere Mittagspause und wurden noch innerhalb des Ortes fündig. Nach dem Festmahl war unsere Motivation am Boden. Die Schuhe fühlten sich an, als hätte jemand Beton eingefüllt. Gegenüber war eine Bushaltestelle und ich gebe zu, ich habe einen kurzen Gedanken daran verschwendet, auf den Bus zu gehen.
Natürlich sind wir nicht auf den Bus. Kurz nach dem Ortsausgang, führte der Weg in einen Wald. Es ging zwar leicht bergauf, aber das Laufen war gleich ganz anderes. Die Steigungen hielten sich ausserdem heute in Grenzen – es hätte also deutlich schlimmer kommen können. Blöderweise kam es schlimmer: Nach 13.5 gelaufenen Kilometern fing es plötzlich an zu regnen. Und das in einer Qualität, dass wir uns entschieden haben, das Regenzeug rauszuholen. Mit dem Regen kam dann auch die Steigung. Und da Regen und Steigung noch nicht reichte, befanden wir uns nur kurze Zeit später im dicksten Nebel, den England wohl gerade zu bieten hatte. Man konnte max. 10 m weit schauen und musste den Weg schon wirklich suchen. Das war nicht mehr so lustig. Der Regen kam von allen Seiten, der Wind „nur“ aus Richtung des Meeres.
Um 15 Uhr (nach knapp einer Stunde) liess der Regen nach und der Weg führte abwärts. Langsam lichtete sich auch der Regen. Die Landschaft war wirklich sehr, sehr schön, aber da wir ziemlich durchfeuchtet waren, fehlte uns der Blick für diese Dinge. Wer jemals im strömenden Regen bergwärts gewandert ist, weiss wie es sich anfühlt. Kuschelig war anders. Alles war feucht, nass und klamm. Es war zum Glück nicht mehr so weit bis Salcombe, wo uns eine warme Dusche erwartete. Um 16 Uhr erreichten wir den Ortseingang. Doof, verteilte sich dieser Ort auf mehrere grössere Hügel und somit hörte das Auf und Ab nicht auf. Inzwischen liefen wir auf Asphalt und unsere Füsse merkten diesen Umstand deutlich. Um 17 Uhr erreichten wir ziemlich erledigt unser B&B.
Für heute reicht es uns. Wir sitzen jetzt in einem kleinen Lokal, haben Spaghetti gegessen und werden gleich nach Hause gehen. Katarina ist sehr verschnupft. Vielleicht wird der Morgige kein Wandertag. Schauen wir mal, wie das Wetter ist….
Liebe Grüsse und bis morgen!?
Katarina und Anja
Hello Lady Hikers!
Huch, ihr seid ja bereits seit Tagen (gefühlte Wochen…?) unterwegs, da habe ich doch den Start voll verpennt, bin untröstlich! Aber dank eurer – wie gewohnt – sehr humorigen und anschaulich hautnahen Berichterstattung bin ich wieder voll auf dem Laufenden. Sitze gerade am warmen Arbeitsplatz, draussen regnet’s in Strömen, vor mir ein leckeres Apfelstreusel – und stelle mir vor, dass ihr euch jetzt gerade mit den Betonschuhen und den Steinen im Rucksack auf den Weg durch den britischen Regen macht, hmmmm….
Ich lese, wie Katarina am 2.2.2015 um 18:49 Uhr sagte: „Freue mich riesig auf die Wanderung!“ Wieviel morgendliches, mentales Training (mit steigender Tendenz) braucht es wohl, damit immer noch Freude herrscht…??? Vom exponentiellen Anstieg des Hopfenkaltschalenkonsums wollen wir schon gar nicht reden…
Klar, so eine Flussüberquerung stellt natürlich einen gewissen Thrill dar, vor allem wenn man bzw frau nicht weiss, ob vielleicht irgendwo in den Sümpfen ein hungriges, dem Zoo entflohenes Krokodil auf Beute lauert… Indy lässt grüssen! Und bestimmt mögen auch Krokodile Süsses (ich meine die Milky Bars…)!
So eine Kneippeinrichtung wäre übrigens auch in der BZ ganz nützlich – für erschöpfte Frühdienste.
Eure Verpflegung für den ersten Wandertag hat mich übrigens stutzig gemacht: 1 Sandwich, 1 Stück Obst, 1 Getränk. Fehlt da nicht was? Oder sind die Bars inkognito in den Rucksack gelangt??? Schliesslich hat Nestlé bestimmt extra für euch die Produktion von Bars hochgefahren!?! Ach so, Bars gelten neuerdings als „Obst“…
Apropos schwere Beine: in seltenen Ausnahmefällen kann das auch die Folge eines leicht erhöhten Alkoholkonsums sein, wobei – nein, bei so seriösen Wanderinnen wie euch kann das ja gar nicht sein…
Eure Bilder sind übrigens super (bloss das weisse Zeugs am Himmel stört etwas…), vielen Dank!
Für den heutigen Wandertag wünsche ich euch viel Sonne (wegen der Bilder…), elastische Beinchen wie Schmittchen Schleicher und ab und an ein Pint oder einen gehaltvollen Cream Tea (nur echt mit Devonshire Clotted Cream, dann habt ihr aber mega den Tiger im Tank – oder vielleicht auch Blei in den Schuhen…).
Sonnige Grüsse,
Philip
P.S.: Den CAPTCHA-GAGA-Code sollte man in die Wüste schicken, der hat nämlich beim ersten Schreiben gemeckert – schwupps war alles Geschriebene weg! Nicht lustig!!! (Oder ist das die Rache für lästermaulige Kommentare?!?)