Anreise zum Ausgangspunkt unserer Wanderung

  • 12.36 Uhr: Zug (GWR) bis Swansea (an 13.29 Uhr)
  • 14.01 Uhr: Zug (Transport für Wales-Service) bis Kilgetty (an 15.35 Uhr)
  • Taxifahrt bis zur Colby Lodge in Amroth

Wir verlassen Cardiff

Heute hatten wir keinen Zeitdruck. Für heute stand lediglich die Anreise an den Ausgangspunkt unserer eigentlichen Wanderung auf dem Programm: Amroth. Nachdem wir ausgeschlafen waren, gingen wir um 9 Uhr zum Frühstück. Dort trafen wir auf viele Gestalten, die ganz offensichtlich gestern gut gefeiert hatten. Zu unserem Erstaunen sahen sie erstaunlich fit aus. Ich glaube aber nicht, dass die Männer von Natur aus alle so eine tiefe Stimme hatten. Das lag wohl doch am Alkoholkonsum. Frühstück gab es heute bis 11 Uhr. Bei Anreise waren wir über die Essenszeiten noch verwundert, heute erklärten sie sich von selbst. Nach und nach krochen die Partygäste aus den Löchern. Die Männer waren tendenziell früher am Start, die Damen kamen eher spät zum Frühstück. Einige Gruppen sahen wir bereits auf dem Weg zum Bahnhof. Vom Frühstückstisch aus hatten wir einen guten Blick auf die Strasse.

Wir genehmigten uns Toast mit Rührei – der Konsistenz nach zu urteilen das Zeug aus dem Tetrapak – dazu gab es Schinken und Pilze, etwas Obst und Kaffee. Der Kaffee kam zwar aus einem Vollautomaten, schmeckte trotzdem eher wie ein Schlag an den Hals. Das waren wir aber ja aus früheren Jahren bereits gewohnt. Alles in allem war das Frühstück also in Ordnung.

Auf der Strasse war es noch sehr ruhig. Keine Spur von den Massen, die dort bis spät in die Nacht gefeiert hatten. Der Pub gegenüber schien bereits geöffnet zu sein. Um kurz nach 9 Uhr fanden sich dort schon wieder die ersten Gäste ein und genossen ihr Morgen-Bier in der Sonne. Einige Wenige gönnten sich einen Kaffee. Zumindest wurde das, was sie tranken in Kaffeebechern serviert!

Nach dem Frühstück wollten wir noch schnell in den Drogeriemarkt, bevor wir unser Zimmer räumten. Wir benötigten noch einige Kleinigkeiten, die wir zu Hause vergessen hatten. Bis 12 Uhr hatten wir Zeit unser Zimmer zu räumen, was perfekt in unseren Plan passte. (Noch ein Hinweis darauf, dass es sich um eine Partyhochburg handelte bei diesem Cardiff. Vermutlich war es der Ballermann von Wales.) Wir mussten leider feststellen, dass die Läden heute, am Sonntag, erst um 11 Uhr öffneten. Also haben wir unsere Sachen gepackt, die Koffer im Foyer eingestellt und uns danach erst auf den Weg gemacht. Wir kauften einige Dinge im Boots, schauten uns in wenigen Kleiderläden um und gingen danach noch in den Tesco Express um unser Mittagessen zu besorgen. Um kurz vor 12 Uhr waren wir bereits wieder im Hotel und holten unsere Koffer. Danach gingen wir direkt zum Bahnhof.

Unsere Zugtickets hatten wir bereits gestern Abend online gekauft, um heute nicht mehr an den Schalter zu müssen. Das ging prima und da wir glückliche Besitzer einer Two-Together-Railcard waren, erhielten wir auf alle Tickets 30% Rabatt. Das war wirklich eine tolle Sache, da ich sonst überhaupt keine Vergünstigungen bekommen hätte und auch Katarina keine Freifahrten beantragt hatte. Ich würde die Railcard an dieser Stelle eigentlich zeigen, aber es sind auch Fotos von uns drauf, die wirklich alles andere als vorzeigbar sind. Deshalb müsst ihr darauf verzichten, son bisschen Restwürde möchten wir uns schliesslich bewahren!

Unser Zug nach Swansea fuhr heute um 12.36 Uhr. Sind wir von zu Hause Taktfahrpläne gewohnt, mussten wir uns hier stark anpassen und wirklich im Fahrplan den exakten Tag anschauen. Der vermeintlich „gleiche“ Zug fuhr hier jeden Tag zu einer anderen Uhrzeit. Bis Swansea ging es recht zügig im Schnellzug der Great Western Railway. Ab Swansea wartete ein kleiner, piefiger Regionalzug auf uns – diese Gefährte, die beim Anlassen eine Dieselwolke ausstiessen und in denen man sich bei der ruckeligen Fahrt eher wie in einem Linienbus vorkam. Bei jedem Anfahren hoffte man, dass das Gefährt an Geschwindigkeit zulegte und nicht plötzlich den Geist aufgab. Als wir nach knapp zweistündiger Fahrt in Kilgetty ankamen, waren wir fast eingeschlafen von der wackeligen Fahrt. Der Bahnhof von Kilgetty war eigentlich eher eine Haltestelle im Nichts – überraschenderweise stiegen doch recht viele Leute hier aus. Mit dem Taxi fuhren wir zu unserer heutigen Bleibe: der Colby Lodge in Amroth. Das Haus war toll. Erbaut um 1802, gross, mit ganz toller alter Einrichtung, Kaminen in jedem Raum und unser Schlafzimmer war riesig. Das Haus gehörte zum National Trust und war entsprechend gepflegt. Der Frühstückraum, der uns morgen erwartet ist ziemlich protzig eingerichtet mit einigen Kronleuchtern, einer grossen Tafel und wunderschönen Stühlen. Ich nehme an, Prinz Charles wird morgen auch da sein! Leider lag das Haus etwas weg vom Schuss und in der näheren Umgebung gab es einfach nichts. Nicht mal Handyempfang. Zum Abendessen mussten wir 1.4 Meilen zum New Inn nach Amroth laufen.

Dieses Lokal war nicht zufällig ausgesucht. Es lag genau am Startpunkt des Pembrokeshire Coast Paths und wenn wir bereits heute dorthin gingen, könnten wir uns den Abstecher morgen schenken. Unterwegs stellten wir fest, dass die Wahl auch deshalb besonders gut war, weil das zweite Lokal im Ort, das „Amroth Arms“ geschlossen war. Das Wetter war gut, zwar bewölkt, aber trocken und so tippelten wir los. Die Strecke führte uns den Wanderweg entlang, den wir auch morgen laufen würden. Durch den Wald, dann durch bewohntes Gebiet bis runter ans Meer. Ich erkundigte mich, wann es denn wohl dunkel würde, schliesslich gab es absolut keine Beleuchtung auf dem Weg. „Um 21 Uhr“ sagte uns Tony, der Inhaber der Colby Lodge. Zur Sicherheit gab er uns eine Taschenlampe mit und erklärte uns den Weg ganz genau. In den letzten sechs Jahren sei es wohl nur zwei Mal vorgekommen, dass Gäste den Rückweg verfehlten. Ich machte mir keine Gedanken, schliesslich waren wir nicht ganz so blöde und hatten beide einen recht guten Orientierungssinn. Einzig eine Wanderung in der Dunkelheit wäre nichts für mich. Allerdings wäre ich sehr schnell!

Wir wanderten gut 30 Minuten zum „New Inn“, machten einige Fotos beim Startpunkt des Wanderweges und bestellten unser Essen im Restaurant. Der Himmel war bewölkt, aber Regen war für heute absolut nicht angesagt. Es dauerte genau 30 Minuten bis die ersten Tropfen fielen. Was als Nieselregen begann, kam nur kurze Zeit später von allen Seiten. Ja, wir waren auf vieles vorbereitet, aber mit Regen hatten wir absolut nicht gerechnet. Wir hatten weder Regenjacken dabei, noch vernünftige, regendichte Schuhe. Jetzt sitzen wir hier bei Bier und Cider, schreiben fleissig und hoffen auf besseres Wetter. Schliesslich lagen noch 1.4 Meilen Rückweg vor uns. Katarinas Handy behauptet, ab 19.30 Uhr würde der Regen aufhören. Gut, die App hatte auch vorher keinen echten Regen angekündigt, sondern lediglich von einer Regenwahrscheinlichkeit von 5% gesprochen. War es also letztendlich noch „Glück“, dass es regnete?

Obwohl unsere Wanderung erst Morgen beginnt, tippelten wir auch jetzt schon ziemlich viel. Heute werden wir es wieder auf über 10 km bringen. Warum haben wir eigentlich eine Fernwanderung gebucht? Wir könnten doch auch einfach so verreisen. Kilometer machten wir auch so genug!

Es ist jetzt 19.30 Uhr und es sieht tatsächlich so aus, als würde der Regen aufhören. Wünscht uns Glück!

Liebe Grüsse und bis Morgen
Katarina und Anja