Wanderung von Angle nach Pembroke

  • 9.40 Uhr: Start der Wanderung
  • 16:45 Uhr: Ankunft in Pembroke (Ziel erreicht)
  • Kilometer / Höhenmeter / Schritte:
    19.5 km / Anstieg 380 m, Abstieg 368 m / 33.682 Schritte

Ein fürchterlicher Tag

Wir wussten schon am Morgen, dass der Tag scheisse werden würden. Was rede ich, eigentlich schon die ganze Zeit. Die heutige, letzte Etappe war nicht nur lang, sondern es wartete auch noch recht viel Asphalt auf uns. Trotzdem starteten wir halbwegs motiviert in den Tag. Gut war, dass wir unsere Koffer nicht zur Abholung packen mussten, denn wir sollten am Abend wieder im selben Hotel sein. Und das Wetter! Das Wetter möchte ich an dieser Stelle auch noch als Highlight erwähnen. Und dann hört es eigentlich schon auf.

Um halb 10 Uhr kam unser Taxi, vorher hatten wir genug Zeit unsere Rucksäcke zu packen und im co-op gegenüber, unsere Verpflegung zu kaufen. Das Taxi setzte uns dort ab, wo der Fahrer uns am Vortag eingesammelt hatte. Also jedenfalls fast. Die letzten 500 m bis zum Old Point House schenkten wir uns, da der Weg dorthin mit dem Auto echt nicht lustig war. Er war nicht böse, dass er nicht den Holperweg fahren musste und half uns unsere Rucksäcke auszuladen. Dann wünschte er uns einen wunderschönen Tag und brauste davon. Da standen wir nun. Noch sah es gar nicht so übel aus, aber wir wussten ja was uns erwartete.

Um 9.40 Uhr tippelten wir los. Eigentlich war der Weg noch ganz ok. Links von uns war das Meer oder zumindest das, was davon übrig geblieben ist. Es war gerade Ebbe und wir schauten auf eine grosse Matschfläche, in der die Boote im Schlamm lagen. Zumindest konnte man so mal die Unterseite der kleinen Boote begutachten. Der Weg war ziemlich öde, was wirklich nicht daran lag, dass wir ohnehin keine grosse Lust hatten. Begleitet wurden wir von einer permanenten Geräuschkulisse. Ähnlich wie vor einigen Tagen, als uns der dämliche Helikopter begleitet hatte. Diesmal war es aber kein Helikopter, sondern das Geräusch kam von der nahe gelegenen Öl-Raffinerie. Dieses lag genau vor uns und wir hatten sie die ganze Zeit im Blick. Nicht so wirklich toll. Je näher wir kamen, umso lauter wurde das monotone Geräusch. Nach knapp 4 km waren wir direkt unterhalb der Raffinerie, der weiche Wanderweg endete und führte uns auf der Strasse in die entgegengesetzte Richtung. Die Raffinerie lag nun hinter uns und der Lärm wurde immer leiser, je weiter wir uns entfernten. Noch halbwegs motiviert tippelten wir die nächsten Kilometer tapfer auf der Landstrasse, immer hoffend, der Weg würde gleich nach links oder rechts ins Grün abbiegen. Leider tat er das nicht so schnell. Und da das noch nicht reichte, kam auch bald der nächste Krach dazu. Schon kurze Zeit später sahen wir, woher das Rauschen, Piepen und das, was wir anfangs noch für die Sirene eines Polizeiautos gehalten hatten, kam: Es wurden Schiffe in eine Pipeline entladen. Optisch absolut kein Highlight – also zumindest nicht das, was Wanderer hier sehen wollen. Überhaupt war der Erholungswert der Gegend aufgrund des ständigen Lärmes eher im unteren Bereich angesiedelt. Ganz weit unten! Das noch später kommende Elektrizitätswerk war gegen alles bisherige richtig leise.

Um 12.30 Uhr fanden wir nach zehn gelaufenen Kilometern eine Bank-Tisch-Kombination und machten unsere erste Pause. Das tat gut und war genau der richtige Zeitpunkt. Nach so viel Asphalt hatten wir schon eigentlich die Kappe auf und keine Lust mehr weiterzulaufen. Ausnahmsweise war die Aussicht aber ganz nett, denn die Strasse führte uns durch grüne, bewaldete Gegend. Nach einer Stunde Pause brachen wir wieder auf. Starteten wir noch mit guter Laune, erledigte sich das bereits wenige Minuten später. Der Weg führte über diverse Viehweiden, auf denen das Laufen wirklich keinen Spass machte. Nähere Bekanntschaft mit Kühen oder Schafen machten wir nicht, aber auf den dämlichen Wiesen fiel das Laufen schwer – ständig den nächsten Bänderriss vor Augen, kämpfen wir uns weiter. Ausserdem hatte es wirklich überall Gatter. Überhaupt gab es heute Unzählige davon. Bei den Meisten erschloss sich uns der Sinn, an diesen Stellen überhaupt ein Tor zu brauchen, eigentlich nie.

Kaum liessen wir die Wiesen hinter uns, landeten wir wieder auf einer Strasse. Und nicht nur das, rechts und links waren hohe Büsche und Sträucher, so dass sich kein Lüftchen regte. Klasse. Das machte Spass, das machte Freude. Von oben die Sonne, von unten der warme Asphalt. Man konnte deutlich spüren, wie der die Hitze zurückwarf. Ich hätte wohl randalieren können. Meine Armbanduhr erinnerte mich regelmässig daran, wenn wir wieder einen Kilometer zurückgelegt hatten, aber gefühlt hatten wir noch eine unendlich lange Strecke vor uns. Als dann noch ein Jogger mit einer entsetzlichen Leichtigkeit an uns vorbeilief, war jegliche Motivation weg. Nach 14 km hatten wir beide ziemlich die Schnauze voll. Aber es half nichts, es lagen noch immer fünf Kilometer vor uns.

Um 15.15 Uhr – vier Kilometer vor dem Ziel – machten wir eine erneute (kurze) Pause und beklagten unser Elend. Wir hatten wirklich sowas von keine Lust mehr… Der Tag war einfach total daneben. Wenn es an dem Scheisstag etwas Gutes gab, dann den Umstand, dass es nicht auch noch regnete. Das wäre definitiv der OBERGAU gewesen. Insofern hatten wir tatsächlich die ganze Zeit enormes Glück. An unseren Wandertagen hatten wir praktisch immer gutes Wetter.

Als wir das Castle in Pembroke erreichten, besserte sich die Laune kurzzeitig. Wir befanden uns auf der Zielgeraden. Die letzten Kilometer auf Asphalt liefen wir auf allerletzter Felge, unter Aufgebot der wirklich letzten Reserven. Um 16.45 Uhr betraten wir unser Hotelzimmer, ich warf Schuhe und Gepäck in die Ecke und mich aufs Bett! Die Schnauze gestrichen voll. Für mich stand fest: Ich gehe keinen Meter mehr! Kurzzeitig wiederbelebt von der Dusche, gingen wir um 19 Uhr zum Abendessen im Hotel. Keine weiten Wege mehr! Der Burger und Burrito waren wirklich super, lange hielten wir uns trotzdem nicht im Restaurant auf. Ich war völlig platt und erschöpft und schlief bereits um halb neun auf dem Bett ein.

Und jetzt wisst ihr auch den Grund, warum es gestern Abend keinen Bericht mehr gab! 🙂

Liebe Grüsse und bis Morgen?!
Katarina und Anja