Eine total entspannte Anreise…
Es war soweit! Morgens um 4 Uhr klingelte der Wecker, um 5.30 Uhr war ich pünktlich am verabredeten Treffpunkt am Flughafen Zürich. Die Schlange am Bagage drop off war auch gar nicht so lang, wir freuten uns schon auf unseren Kaffee, nachdem wir die Koffer aufgegeben hatten. Wir freuten uns! Es kam nur nicht dazu. Ganze vier Schalter waren für den Check-in besetzt: zwei für die Holzklasse. An dem einen Schalter verweilte eine Familie eine geschlagene halbe Stunde um einzuchecken. Am anderen Schalter war eine sehr junge Kollegin, die den Beinamen „Rakete von Zürich“ weiss Gott nicht verdient hätte. In aller Seelenruhe machte sie ihre Arbeit. Bei dem Tempo mit dem es hier vorwärts ging, konnten wir die zu erwartende Zeit leicht ausrechnen: 15 Personen waren vor uns, das dauert hier noch locker 1 Stunde, überschlugen wir schnell die Wartezeit. Also würden wir genau zum Tore-Schluss am Gate unsere Koffer aufgegeben haben. Läuft! Zwischendurch ein Lichtblick. Es schien eine Zeitlang, als hätten die beiden Damen einen Run. Die Familie war endlich eingecheckt und es ging recht flott weiter. Doch dann: zu früh gefreut. Die junge Kollegin drückte ein paar Knöpfe und auf der Anzeige über ihrem Schalter wechselten die Buchstaben wie von Zauberhand von „BAGGAGE DROP OFF“ zu „CLOSED“. Dachten wir alle noch kurz an ein Versehen, konnten wir in den folgenden Minuten beobachten, wie sie ihre Strickjacke anzog, ihre Handtasche packte und den Schalter verliess. Dass man die wartenden Menschen in der immer länger werdenden Schlange besser nicht mehr anschaute, lernen die vermutlich in der Ausbildung. Völlig unbeeindruckt von den entsetzt schauenden Wartenden, zuckelte sie mit ihrem Handy in der Hand davon. Wow! Aber was solls, das Gate würde ja erst in 30 Minuten schliessen. Zeit satt, es waren ja nur noch fünf Personen vor uns. Inzwischen war die Business Class durch und ein weiterer Schalter stand für uns zur Verfügung. Als wir endlich fertig waren, bat man uns möglichst schnell zum Gate zu gehen. Ach? Na, easy. Wir mussten ja nur zu Gate E… Wir erreichten das Gate pünktlich zum Einsteigen. Ein kurzer Sprint zum WC lag drin, der Kaffee leider nicht mehr. Der Flieger startete schlussendlich mit 15 Minuten Verspätung, aber immerhin waren wir drin.
Um 8 Uhr landeten wir in London, etwas früher als erwartet. Mit dem Heathrow Express fuhren wir direkt nach Paddington, stellten dort unser Gepäck ein und besorgten uns dann endlich unseren wohlverdienten Kaffee. Als Trostpflaster, weil wir nun so lange auf den Kaffee gewartet hatten, genehmigten wir uns noch jeweils einen Muffin dazu. Lecker!
Glücklich und gestärkt, schauten wir uns die Läden im Bahnhof an. Das musste sein. Wir mussten unsere Augen mit schönen Dingen verwöhnen. Wir waren in England angekommen und die merkwürdigen Gestalten in komischen Klamotten liessen nicht lange auf sich warten. Hektisch rannten sie um uns herum. Wir gingen in den Boots. Drogeriemarkt geht immer. Ausserdem brauchte ich noch Bodylotion und Conditioner. Wir entflohen also der Hektik und tauchten in das Einkaufsparadies ein.
Unser nächstes Ziel und gleichzeitig unser heutiges Etappenziel war Cardiff. Um 12.48 Uhr fuhr unser Zug von Gleis 8. Eigentlich dauerte die Fahrt nur knapp 2 Stunden, sie fühlte sich aber deutlich länger an. Gefühlt fuhren wir eine Strecke mit der Entfernung Basel – Köln! Um 14.37 Uhr waren wir da. Unser Hotel lag in der Nähe des Bahnhofs. Das war prima, hatten wir also nicht weit zu laufen. Das Einchecken ging zügig und Katarina glänzte mit ihren Sprachkenntnissen. Ich bewunderte schon ein bisschen wie sie auf die Frage des Rezeptionisten, wie wir nach Cardiff gekommen seien, ziemlich schlagfertig antwortete: „Mit dem Zug!“ Wow! Der gute Mann konnte sich das Grinsen auch nicht ganz verkneifen. Anschliessend erläuterte er uns die Vorzüge der Stadt Cardiff, erklärte uns, was wir alles direkt in der Nähe vorfinden würden und wies uns den Weg zu unserem Zimmer im fünften Stock. Endlich geschafft!
Nachdem wir eine kurze Verschnaufpause eingelegt hatten, machten wir uns auf den Weg die nähere Umgebung zu erkunden. Lt. Google Maps bestand die Innenstadt zu 90% aus Kneipen und Restaurants. Und dem war auch wirklich so. Ein Pub reihte sich an den anderen und in jedem war die Hölle los. Anscheinend heiratet morgen die halbe Stadt. Überall zogen Gruppen albern gekleideter Männer und Frauen an uns vorbei – ganz offensichtlich alles Junggesell:innen-Abschiede. Während die Männer gerne in engen Brautkleidern, mit Tütü und Schleier oder in rosa Sportklamotten durch die Strassen tänzelten, waren die Frauen eher sparsam bekleidet und trugen ihre Kurven zur Schau. Manch eine der meist ausserordentlich üppig ausgestatteten Damen hätten wir gerne daran erinnert, dass nicht alles in Kleidergrösse 48/50 tragbar ist. Auch vielen Männern war anzusehen, dass sie um Gottes Gnade baten, der Stoff möge halten und die Brüste dort lassen wo sie sich im Augenblick befanden. Das Motto der Stadt war eindeutig: erlaubt ist, was gefällt. Der Alkoholpegel war bei allen sehr hoch und wir sahen früh die ersten Kranken-„Fahrräder“, die auf Kundschaft warteten. 🙂 Wer Alkohol und endlos Party sucht, ist in Cardiff absolut am richtigen Ort.
Diese Schlenderei in der Stadt war zumindest für mich recht anstrengend. Der Rücken schmerzt, ich war müde und als wir um 17 Uhr zu einem Bierchen und Cider einkehrten, hatte ich das Sitzen dringend nötig. Später gingen wir im Wagamama zum Abendessen. Voll war es überall und wir mussten uns in die lange Schlange vor dem Eingang einreihen. Egal, es war sehr lecker!
Eigentlich war heute ja kein Wandertag, trotzdem haben wir es auf über 12.5 km gebracht. Jetzt sitzen wir in der Hotelbar und lassen den Tag ausklingen. Ich freue mich aufs Bett!
Gute Nacht und bis Morgen?
Katarina und Anja