Wanderung von Amroth nach Tenby

  • 9.40 Uhr: Start der Wanderung
  • 16.00 Uhr: Abholung in Tenby und Transfer zurück zur Colby Lodge
  • Kilometer / Höhenmeter / Schritte:
    15.4 km / Anstieg 378 m, Abstieg 398 m / 20.270 Schritte

Der erste Wandertag

Unser heutiges Frühstück war bedeutend besser. Rührei und Omelett waren frisch gemacht – aus echten Eiern. Dazu gab es braunen Toast mit Butter und Marmelade. Auf Obst und Joghurt verzichteten wir heute. Der Kaffee schmeckte etwas verbrannt. Die Alternative wäre aber kein Kaffee, sondern eher etwas sehr dünnes, eher vergleichbar mit Tee gewesen. Man kann nicht alles haben. Insofern waren wir sehr zufrieden.

Nach dem Frühstück packten wir unsere Tagesrucksäcke und brachen schliesslich um 9.40 Uhr auf. Schön war, dass wir unser grosses Gepäck nicht zusammenräumen mussten, da wir später am Tag wieder hierher zurückkommen sollten. Als wir losmarschierten war der Himmel sehr bewölkt. Da ohnehin Regen vorausgesagt war, schockierten uns die Wolken aber überhaupt nicht. Ausserdem hatten wir unsere volle Regenausrüstung eingepackt und waren somit bestens vorbereitet auf das, was da kommen sollte.

Gut gelaunt wanderten wir runter nach Amroth. Einen Teil der Strecke hatten wir bereits gestern Abend gelaufen, weshalb wir heute am Meer angekommen, direkt nach rechts abbogen – Richtung Saundersfoot. Der Weg führte leider nur sehr kurz am Wasser vorbei und zweigte dann rechts ins Grün ab. Grün war gut, die Treppenstufen, die vor uns lagen, aber nicht. Wie schon im Vorfeld befürchtet, fiel mir selbst diese kleine Steigung schwer. Nicht der Puste wegen, sondern weil ich schnell merkte, dass mir für derartige Spässe schlichtweg die Kraft fehlte. Katarina ging voraus und so konnte ich langsam hinterher schleichen. Als ich oben war – also nach 60 m Treppensteigen (und nach gefühlt 500!! Höhenmetern) – schmerzten mir die Beine und ich war am schwitzen wie verrückt. Scheisse. Vielleicht wäre Training doch nicht so ganz falsch gewesen? Immerhin war mein Puls trotz der Anstrengung im guten Bereich. Mir hämmerte nichts in der Birne und ich war auch nicht ausser Atem. Komisch.

Bis Saunderfoot war der Weg dann richtig schön. Eher ohne nennenswerte Steigungen, weshalb wir den sechs km entfernten Ort bereits um halb 12 erreichten. Da wir bis hierher an keinem einzigen Laden vorbeigekommen waren, mussten wir als erstes unser heutiges Mittagessen einkaufen und steuerten den nächsten Supermarkt an. Essen wollten wir später, deckten uns aber mit Allem ein, was wir zum Mittagessen brauchten. Auch den kleinen, sympathischen Cowboy (MilkyBar) gab es dort! Der Plan war noch ein Stückchen weiterzulaufen und dann eine Bank zu suchen um zu essen.

Es kam leicht anders. Als erstes verliefen wir uns in dem Kaff, um dann – als wir wieder auf dem richtigen Weg waren – festzustellen, dass es nun recht gebirgig wurde. Und alles durch den Wald. Rauf und runter, mit Treppen, ohne Treppen, mit Wurzeln am Boden und ohne. Es war kein Spass und ich war überzeugt, dass ich den Tag nicht überleben würde. Es war echt anstrengend für mich, viel entsetzlicher, als ich noch zu Beginn der Wanderung gedacht hatte. Zumindest meine Motivation konnte mich nicht verlassen. Was aber nur daran lag, weil ich selbst nach dem Aufstehen überhaupt nicht motiviert war. Ich ahnte das Elend ja bereits. Viele Menschen kamen uns auf dem Weg entgegen. Manche am schwitzen, manche wirkten so, als wäre es ein schöner, entspannter Morgenspaziergang. Nachdem uns dann auch noch eine Frau mit einem geschienten Fuss entgegenspazierte, also son Ding was man bekommt, wenn man sich den Fuss gebrochen hat, verlor ich den Glauben an die Menschheit. Auch Katarina drehte sich zu mir um und sagte „verarschen die mich jetzt hier, haste die gesehen?“ Ja, hatte ich. Wie sich später rausstellte, war nur wenig entfernt ein Caravan Platz. Von dort wird sie gekommen sein mit ihrem Hund. Aber im ersten Moment waren wir schon sehr irritiert.

Um ca. 13 Uhr war ich mit den Kräften bereits völlig am Ende. Eine Pause wäre total klasse gewesen. So mit Hinsetzen und so. Dämlicherweise führte der Drecksweg immer noch durch einen Wald – auf und ab – und wenn es hier eines nicht gab, war es eine Bank. An solchen Stellen stellt niemand Bänke auf. Wozu auch? Die Dinger stehen in England immer nur dort, wo jemand gerne hinging und die Angehörigen nach dem Tod zur Erinnerung eine Bank aufgestellt haben. „In loving memory an Mortimer der gerne hier oben verweilte“ und son Zeug stand dann auf einer kleinen Tafel, die an der Lehne befestigt wurde. Hier in diesen Wald verirrte sich aber niemand gerne und Platz für eine Bank gab es hier auch nicht. Also liefen wir weiter. Nein, nicht munter, wir elendeten uns eher durch den Wald. Kurz vor Tenby dann das Unfassbare: „Eine Bank“ schrie Katarina auf und ich erschrak mich fürchterlich. Jetzt bloss nicht schlappmachen. Hoffentlich sass da nicht schon eine Oma oder irgendwelche anderen Leute, schoss es mir durch den Kopf. Mir war klar, ich würde nicht mal mehr davor zurückschrecken alles unter 90 Jahren zu verscheuchen! Endlich angekommen, sank ich erleichtert auf die Bank. Sitzen, nie mehr weitergehen. Einfach sitzen und endlich etwas essen. Es war inzwischen 14 Uhr.

Es wurde schnell kalt. Wir waren recht verschwitzt und wenn man dann nicht mehr in Bewegung war, kühlte man trotz übergezogener Jacken schnell aus. Ausserdem waren wir ja bald am Ziel, das Schlimmste durfte geschafft sein und um 16 Uhr mussten wir in Tenby zur vereinbarten Abholung bereitstehen. Also zogen wir nach nur einer halben Stunde Pause weiter. Noch eine kleine Steigung, dann ging es nur noch abwärts. Das Wetter hatte erstaunlich gut gehalten. Obwohl für heute Regen angesagt war, fiel unterwegs kein einziger Tropfen.

In Tenby angekommen, steuerten wir auf einen Tesco Express zu. Wir wollten unser Abendessen und Bier kaufen. Denn eines war mir klar: ich hatte keine Lust mehr heute Abend zum Abendessen nochmals 2 km bis nach Amroth und auch wieder zurück, zu laufen. Ich hatte für heute die Schnauze voll. Wir setzten uns also einfach an den vereinbarten Treffpunkt und warteten auf Tony, der uns mit dem Auto abholen sollte. Die Rückfahrt war ein Traum und dauerte gerade mal 15 Minuten. So ein Auto war schon eine ganz tolle Sache! Selten war ich so glücklich eine Dusche zu sehen. Bier schmeckt auch aus der Dose und morgen ist ja auch noch ein Tag. Hoffentlich kein so fürchterlich wie heute!

Liebe Grüsse und bis morgen?
Katarina und Anja