Route: Wanderung von Wotton-under-Edge nach Old Sodbury
Entfernung: 21.1 Kilometer
Übernachtung: Sodbury House Hotel
Ein heisser Tag
Heute war definitiv ein Sonnenbrand-Tag!
Pünktlich um 8 Uhr gingen wir einem eher mittelprächtigen Frühstück entgegen. Es gab Cerealien in Hülle und Fülle, jedoch kein Obst, keinen Joghurt… nix! Die blosse Sichtung des Kaffees, liess Katarina heute zu Tee greifen. Ich war da mutiger und liess mich von dieser fast leeren Kanne auf der Warmhalteplatte der Kaffeemaschine (wo sie vermutlich schon lange stand) nicht abschrecken und wurde angenehm überrascht! Erwartet hatte ich eine dünne, leicht nach verbranntem Kaffee schmeckende Plörre. Aber nein, das Zeug war überraschend gut. Dazu gab es für uns Weetabix mit Milch und ich gönnte mir wie üblich Rührei mit dunklem Toast. Alles in allem war das Frühstück ganz ok. Mehr aber auch nicht. Die Anwesenheit eines kleinen weissen Hundes, der ständig bettelnd an den Tischen der Gäste stand, machte es nicht besser. Jetzt weiss ich auch, wie Katarina diese Hunde so findet….
Heute versuchten wir etwas früher das Haus zu verlassen. Ziel war wieder 9 Uhr, geschafft hatten wir es zu 9.12 Uhr. Ich denke, man kann das gelten lassen. Wir erstürmten den ortsansässigen coop und kauften unser Mittagessen. Dummerweise hatte es keine Milky Bars. Spontan haben wir deshalb zu den Milky Talern gegriffen. An uns sollte es nicht liegen – wir sind flexibel!
Um halb 10 Uhr gingen wir auf Tour. Das Wetter war toll, keine Wolke am Himmel, nur Sonne pur. Die Temperatur war um diese Zeit noch sehr angenehm. Nicht so schwül wie in den vergangen Tagen, ausserdem wehte ein leichtes Lüftchen. Sonnenbrillen auf! Dann machten wir uns munter auf den Weg. Ein langer Tag sollte es heute wieder werden.
Zunächst führte uns der Weg durch den Ort. Wir wussten, dass uns recht früh eine Steigung erreicht, deshalb hatten wir die Stöcke gleich von Anfang an montiert. Locker ging es los und bei dem Wetter machte das richtig Spass. Kurz hinter der Frosch-Farm (keine Ahnung, warum die statt Löwen Frösche auf den Pfeilern zu ihrer Einfahrt hatten) holte uns die Realität schneller ein, als uns lieb war.
Diese zugebenermassen sehr harmlos aussehende Treppe , signalisierte uns „jetzt geht es bergauf“. Scheisse. Jetzt schon! Dabei hatten wir doch immer noch „Rücken“ und „Bein“. Es half nichts, wir mussten da hoch. Die erste Stufe (es sieht auf dem Bild nicht danach aus) war direkt kniehoch. Toll, das macht Spass. Nach der Treppe kam der eigentliche Anstieg. Nicht lang, aber saftig!
Spaziergänger kamen uns entgegen und grüssten freundlich. Ein junger Mann fragte mich „how are you doing?“ Wie nett von ihm. Ich entgegnete ihm ein etwas gequältes „fine, thank you!“ weil ich nicht wusste was „ich pfeife aus dem letzten Loch“ auf Englisch heisst…. Sowas steht auch in keinem Wörterbuch. Warum eigentlich nicht? Ist ja nicht so, dass es dafür keine Verwendung gäbe.
Die Steigung war zwar für uns sehr knackig, aber zum Glück nicht so lang. Gut war ausserdem, dass das Ganze im Schatten stattfand. Es folgten einige unschöne Wege, wo wir sehr froh waren, uns mit den Stöcken abstützen zu können. Die Landschaft war heute wirklich sehr schön, aber zwischendurch waren die Wege wirklich blöd. Halt so Fussbrecher.
Einige Weiden querten wir heute und es war allgemein sehr Kuh-lastig. Bei den meisten Weiden habe ich mich gut geschlagen, bei der letzten habe ich jedoch aufgegeben und einen Umweg in Kauf genommen. Katarina ist mitten durch die freundlichen kleinen Rinder, die ihren Unmut darüber auch mitteilten. Sie muhten! Ganz gefährlich!!! Da ich nicht so auf Spässe mit Halbwüchsigen stand, bin ich in der Mitte der Wiese gelaufen. Die Herde stand am rechten Rand – also weit weg von mir. Sicher kam ich ans andere Ende und fand den Ausgang. Ich weiss nicht, wann wir genau an dieser Stelle waren, nehme aber an, dass meine Pulsuhr da helfen könnte….
Wir hatten den Eindruck, dass wir richtig gut voran kamen. Dem war auch so. Die ersten Meilen verflogen wie im Fluge. Als wir so langsam bereit waren für den Lunch, fanden wir dummerweise keine geeignete Stelle dafür. Also liefen wir weiter. Irgendwann knurrte mein Magen ziemlich stark, aber immer noch keine Bank oder ähnliches in Sicht. Inzwischen wurde der Weg immer unschöner. Wir liefen seit geraumer Zeit auf Asphalt, was unsere Füsse uns sehr übel nahmen. Wir marschierten und marschierten, in der inzwischen prallen Sonne, nahmen die letzte nennenswerte Steigung des Tages (oben ging es fast nur eben weiter) und setzten uns schlussendlich auf einen Baumstumpf.
Essen! Endlich gab es Essen. Wir verputzten unsere Sandwiches, die Chips und ich ausserdem noch das Dessert. (Nein, keine Milky Taler, sondern Weintrauben und Erdbeeren!)
Wir hatten uns ein so üppiges Essen wirklich verdient, lagen doch bereits 12 km hinter uns! Wir sassen noch eine Weile im Schatten und gönnten unseren Füsse eine Erholung. So richtig grosse Lust aufzustehen hatten wir gar nicht, aber es wurde so langsam etwas kühl im Schatten. So viele Optionen gab es ohnehin nicht, also rafften wir unsere Sachen und wanderten weiter.
Die Sonne brannte inzwischen sehr heftig und obwohl wir gut eingecremt waren, konnten wir förmlich spüren wie unsere Haut verbruzzelte. Das war nicht so schön. Ausserdem mussten wir aufs WC, die Bremsen zerstachen uns, ständig diese doofen Fliegen um uns herum. Die Luft war raus und unsere Motivation hinüber. Dazu kam, dass wir nur wenige Zeit später schon wieder auf Asphalt laufen mussten. Herr, schick uns ein Zeichen!
Gesagt getan, hinter der nächsten Wegbiegung sehen wir unser Zeichen:
Ein Wunder! Nein, ich meine nicht den Wegweiser für den Cotswold Way. Ich meine das Zeichen DAHINTER!
Der nächste Bus sollte in einer Stunde fahren. Hmmm. Das war noch sehr lange hin. Auf der anderen Seite hatten wir noch 10 km zu laufen. Das war auch sehr lange! Was also tun?
Wir setzten uns auf die Mauer auf der anderen Strassenseite und fragten unsere Milky Taler um Rat. Die sagten ganz klar „bleibt, verweilt, ruht euch ein wenig aus und nehmt gleich den Bus“. Schon mal gehört, dass so Taler lügen? Wir auch nicht und deshalb blieben wir und warteten auf den Bus. Wie und ob der Plan aufginge, stand ja noch nicht so richtig fest. Auf dem an der Haltestelle angeschlagenen Fahrplan stand etwas völlig anderes, als in dem Onlinefahrplan des Transportunternehmens. Aufgrund der Erfahrungen die wir in der Vergangenheit mit dem britischen ÖV gemacht hatten, waren wir sehr gespannt, was uns erwartet.
Um 15.13 Uhr kam ein Bus. Unser Bus! Katarina machte Zeichen und er hielt an. Auf die Frage, ob er nach Old Sodbury fahren würde, schaute er auf seinen Plan, murmelte etwas von „ich fahre bis dort, dann wenden und dann auch via Old Sodbury“. Genau verstanden hatten wir das nicht, aber wir stiegen ein. Die Fahrt kostete auch nur 1 Pfund pro Nase. Vielleicht wurde es ja interessant.
An der nächsten Haltestelle, hielt der Bus vor dem Fox Inn und der Fahrer stellte den Bus ab und ging in den Pub. Ah, das muss die Haltestelle sein wo er kurz warten muss, um dann zu wenden und nach Old Sodbury zu fahren. Oder ging der doch nur sich selber abkühlen, fragten wir uns und hatten es sehr lustig. Kurze Zeit später kam der Fahrer wieder. Er stieg ein, versuchte den Bus zu starten und nichts passierte. Spannend. Er griff zum Telefon, murmelte uns irgendwas von „heissgelaufen“ zu und ging wieder raus. Da wir nicht die einzigen Fahrgäste waren, warteten wir einfach mal ab. Passiert einem ja nicht täglich. Wir konnten hören, wie er mit der Werkstatt telefonierte, die wohl aus Bristol kommen müssten. Aha… Ganz um die Ecke. Als nächstes erschien der Wirt des Pubs auf der Bildfläche. Er hatte einen Krug Wasser mit Eiswürfeln drin und drei Gläser in der Hand und bestieg den Bus. Full-Service für die Fahrgäste! Cool.
Das Wasser schmeckte sehr lecker (nicht nach chemischen Zusätzen) und war schön kühl. Der Busfahrer telefonierte noch immer. Wir wurden so langsam ein Highlight in dem kleinen Ort. Passanten kamen und schauten sich den gestrandeten Bus aus der Nähe an. Eine Frau kam hinein und fragte uns, wohin wir müssten und ob wir es sehr eilig hätten. Sie hätte uns gefahren. Sehr nett von ihr, aber wir lehnten ab. Wir hatten es nicht eilig und ausserdem wollten wir wissen, wie die Reise weitergeht. Der Busfahrer murmelte irgendwann etwas schwer verständliches, was wir als „ich fahre gleich weiter“ übersetzten. Er setzte sich kurze Zeit später, startete den Motor und fuhr los. Auf direktem Wege nach Yate, dem Ziel seiner Tour. Das war wirklich Service! Der fuhr zwar direkt in die Zentrale zurück, aber setzte seine Fahrgäste vorher noch auf direktem Wege an ihrem Wunschort ab! So wurden wir direkt nach Old Sodbury chauffiert und mussten nicht erst eine Reise über die Dörfer mitmachen. Das war sehr cool!
Vom Dog Inn, wo der Bus hielt, waren es noch knapp 10 Minuten bis zu unserer Unterkunft dem Sodbury House, wo wir um 16 Uhr mit zwei hübschen Einzelzimmern überrascht wurden.
Jetzt sitzen wir frisch geduscht und erholt im Dog Inn und warten auf unser Abendessen. Da wir heute nur 13 km gelaufen sind, versuchen wir es mal mit Salat….
Liebe Grüsse und bis Morgen?!
Katarina & Anja