Route: Wanderung von Yarmouth nach Brighstone
Entfernung: 26.2 km
Übernachtung: Westcourt Farm, Brighstone


Hält das Wetter?

Wir haben heute erstmal richtig ausgeschlafen. Natürlich ungewollt. Wir konnten ja nicht anders. Unser Guesthouse hatte sehr merkwürdige Zeiten: Breakfast wird von 9 bis 9.30 Uhr serviert! Ein schmales Zeitfenster. Zumal die Gute wirklich alles zum Tisch brachte und es nichts in Selbstbedienung gab. Das haben wir so auch noch nicht erlebt. Wir konnten um 8.30 Uhr zum Frühstücken kommen, da wir das Gestern schon vereinbart hatten. So ergab es sich, dass wir schon vor dem Frühstück unsere Sachen gepackt haben. Nach dem Frühstück mussten wir dann lediglich die letzten Sachen zusammenraufen und konnten direkt los. Ein kleiner Supermarkt wo wir das nötigste für den Tag kauften, war direkt gegenüber.

Das Wetter war heute sehr gut, die Sonne lachte uns schon am Morgen an. Dabei wäre ich zur Schonung meines Sonnenbrandes gar nicht so böse gewesen, wenn es bedeckt gewesen wäre. Da der Wetterbericht aber nicht nur Gutes versprach, packten wir eine Grundausrüstung (Regenjacken) ein.

Um 9.35 Uhr befanden wir uns auf Tour! Die heutige Route führte zunächst zum Hafen und am Busbahnhof vorbei. Zufällig entdeckten wir einen Busfahrplan für die Insel und steckten ihn vorsichtshalber ein. Es konnte nur ein Zeichen sein, dass die Pläne genau dort auslagen wo wir vorbeigehen mussten. Ja, wir glaubten an solche Zeichen. Anders war es sich wohl auch nicht zu erklären, dass uns weitere begegneten.

Der Weg war heute traumhaft. Jeden Abend haben wir nach einem Blick auf die Wanderkarte gesagt „Morgen sollte es besser sein!“. Und heute war es ganz klar besser. Einen Mix aus allen möglichen Untergründen fanden wir heute vor. Und wären unsere Füsse nicht schon von den Tagen zuvor zu geschunden gewesen, hätten wir heute gar keine nennenswerten Probleme gehabt.

Als wir das erste Mal zum „Loo“ mussten, haben wir das perfekt getimed. In dem Moment als wir Drinnen waren, hörten wir Draussen die Leute rufen „oh no, it is raining“. Wir konnten es erst gar nicht glauben, aber tatsächlich ging gerade ein nicht ganz kleiner Schauer runter. Zum Glück war nach 5 Minuten der ganze Spuk vorbei und wir tippelten weiter.

Inzwischen liefen wir wieder auf einer Art Strandpromenade. Zwar geteert, aber trotzdem ganz in Ordnung. Sehr voll war es auf dem Stück, was nicht nur an dem Strand und den bunten Strandhäuschen lag. Das Restaurant „The Hut“ hatte irgendeinen Anlass, zu dem die gut betuchten Engländer offensichtlich geladen waren. Ihre „kleinen“ Boote lagen in der Bucht vor Anker. Der ganze Abschnitt war abgesperrt. Blöd nur, dass unsere Route direkt da lang führte. Einige Security-Männer schirmten die Veranstaltung komplett ab. Einen Umweg zu laufen war für uns wirklich keine Option! Wir gingen daher einfach mal hin und sagten dem netten Security-Mann, dass wir den Coastal Path laufen und da durch müssen. Läuft! Wir wurden 100 m weit begleitet, damit wir ja nicht in das aufgestellte Zelt abbiegen. Am Ende des Weges verliess und der Typ und die Security, die die andere Seite bewachte, stellte sicher, dass wir wieder rausgingen. Sehr witzig.

Insgesamt war heute nicht so viel los. Es waren einige Leute unterwegs, aber der Weg einfach schön und ohne grosse Überraschungen. Gegen viertel vor 12 gerieten wir in die nächste grosse Menschenansammlung. Man sah die vielen Autos schon von Weitem. Sogar eine Seilbahn gab es. Die Engländer verstehen es wirklich aus einer gewöhnlichen Landzunge eine Attraktion zu machen. Shops, Restaurants, eine Seilbahn runter an den Strand, Karussels für Kinder… alles da was das Herz begehrt. Die Attraktion war sehr gut besucht. Die Autos standen Schlange um auf den Parkplatz zu kommen. Für Busse gab es einen Extraparkplatz. Ganz verrückt.

Wir waren froh, als wir durch die Menschenmenge durch waren. Und so langsam kündigte sich der nächste Regenguss an. Es zog sich so komisch zu und als ich mich umdrehte, sah ich eine Regenwand auf uns zukommen. Katarina schaute in die andere Richtung und fragte, ab wann wir wohl Regensachen rüsten müssten und ich rief ihr zu „Jetzt!!!“. Schnell haben wir unsere Regenjacken aus den Rucksäcken gezerrt und angezogen. Als ich auch meinen Rucksack eingepackt hatte, fing es direkt an zu regnen. Nur kurz, aber nicht gerade wenig. Wir waren auf die Sekunde genau für einen Schauer parat. Glück gehabt!

Nur wenigen Minuten später war der Guss vorbei und wir konnten wieder ablegen. Langsam war es auch Zeit für eine grössere Pause. Die Füsse schmerzten und Hunger machte sich breit. Um 13 Uhr fanden wir eine perfekte Bank, die genau unseren Ansprüche entsprach: windgeschützt, mit Aussicht und frei! Eine Pause tat richtig gut, schmerzten doch die Füsse nach inzwischen 13 km ein wenig.

Wir blieben etwas länger. Die Sonne war sehr schön und die Füsse konnten eine Pause gebrauchen. Ausserdem mussten wir planen, an welcher Stelle wir den Bus nehmen sollten. Das Problem war nämlich, dass unser B&B so dämlich weit ab vom Weg lag, dass man es mit dem Bus erreichen sollte. Dieser (der letzte Bus) fuhr um 17.20 Uhr in Brighstone ab. Wir würden diesen Ort nicht zeitlich passend erreichen. Deshalb mussten wir schauen, was für uns erreichbar sein würde. Wir entschieden uns für Brook. Dort fuhr der Bus 20 Minuten früher und für uns war es ein realistisches Ziel. Brook war noch knapp 7 km entfernt. Das konnten wir auf jeden Fall in 2.5 Stunden schaffen. Bevor wir den Bus nur noch von hinten sahen, wollten wir lieber etwas zu früh dort sein.

Frisch geruht tippelten wir also weiter. Nun kreuzten wir auch das erste Mal eine Kuhweide. War aber sehr unspektakulär, da die Kühe nur rumlagen. Gibt also an dieser Stelle nichts zu berichten. Sorry.

Unser Ziel erreichten wir um 16.25 Uhr. Eine Haltestelle weiter war zu weit weg. Also mussten wir wohl über eine halbe Stunde auf den Bus warten. Der war aber zum Glück pünktlich und so lang war die Wartezeit nun doch nicht. Um halb 6 erreichten wir die Westcourt Farm, in der wir heute übernachten. Die Farm ist das älteste Haus auf der Insel und steht seit 1519 – zumindest Teile davon. Ganz spannend.

Abendessen gab es heute im Pub im Dorf. Um diesen zu erreichen mussten wir nur durch die hauseigene Kuhherde laufen. Toll! Auch diese Kühe waren ganz brav und stellten sich mir nicht in den Weg. Die Kälber guckten allenfalls ein bisschen blöd.

Morgen ist wieder um halb 9 Frühstück angesagt und danach bringt uns Julie mit dem Auto auf den Weg zurück.

Gruss und bis Morgen

Katarina + Anja

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